Meine Name ist Sandra Schröder. Ich bin Journalistin, Bloggerin, Kauffrau und Metzgerstochter. Jahrelang war ich entweder das eine oder das andere. Irgendwann habe ich alles in einen Topf geworfen, kräftig geschüttelt und was dabei heraus kam, könnt Ihr hier lesen.
Die Metzgerstochter
Ich entstamme einer Familie, die so sehr mit dem Metzgerhandwerk verwurzelt ist, dass niemand mehr so genau weiß, wer von unseren Vorfahren den Anfang gemacht hat. Mein Großvater, Paul Schröder, legte den Grundstein für die Fleischerei Paul Schröder im ostwestfälischen Bad Lippspringe. Dort wuchs ich auf. Zwischen Schlachthaus und Wursteküche lernte ich laufen. Mein Opa nahm mich mit ins Schlachthaus und lehrte mich Respekt vor den Tieren. Mit dem Vater fuhr ich zu den Bauern und lernte, dass ehrenvolle Geschäfte per Handschlag besiegelt werden. Von den Metzgern in der Wursteküche lernte ich, Messer über einen Stahl zu ziehen. Der Mutter half ich im Partyservice und lernte, Kunstwerke für den Gaumen anzurichten. Von der Oma lernte ich kochen. Rinderbraten, Markklößchen, Kartoffelsuppe heißen meine Erinnerungen. Von den Verkäuferinnen im Laden lernte ich die Freude, die es bereitet, den Kunden etwas Gutes über die Theke reichen zu dürfen. Und mit all dem lernte ich das Fleischerhandwerk und vor allem ein gutes Stück Fleisch auf dem Teller zu schätzen und zu lieben.
Die Journalistin
Mit dem Journalismus ist das ja so eine Sache. Da ist man halbwegs imstande ein paar gescheite Buchstaben aneinanderzureihen und plötzlich findet man sie irgendwo gedruckt wieder. Meinen ersten Artikel schrieb ich mit 19 Jahren über das Bert Kaempfert Memorial Orchestra, das seinerzeit in unserer kleinen Badestadt gastierte. Ich war gerade in der Ausbildung, hatte das Konzert noch nicht einmal gesehen, schrieb aber darüber als hätte ich in der ersten Reihe gesessen. (Man bedenke: Internet als Recherchemittel gab es noch nicht.) Ich wurde viel gelobt für den Artikel und hatte die vielleicht wichtigste Lektion im Journalismus gelernt: Sei glaubhaft!
Ich studierte Publizistik im Mainz und lernte die Medienwelt wissenschaftlich zu betrachten. Ich studierte auch Germanistik und Philosophie, wahrscheinlich um meinem mitunter etwas wirren Geist Gesellschaft mit ebenso wirren Geistern zu gönnen. Und ich schrieb. Das Sinnreichste, was ich je schrieb, waren Computerhandbücher. Das Schreiben für eine Zielgruppe, die aus null Personen besteht, ist ganz sicher die höchste Form der Selbstdisziplin. Ich machte die Schreiberei zu meinem Beruf. Ich arbeitete für das ZDF, schrieb für diverse Print- und Onlinemedien, für Presseagenturen, für Fotoagenturen und manchmal auch für Geld.
Die Bloggerin
2006 entdeckte ich das Bloggen. Ich schrieb also so ein Online-Tagebuch, so nannte man das damals noch. Ich erfand eine Figur, die FrauvonWelt, und erfand Geschichten immer haarscharf an der Realität vorbei. Die Bloggerszene in Deutschland wuchs, man war vernetzt, man kommunizierte über die Weblogs, noch sprach keiner über Twitter oder Facebook. Es gab erste Bloggertreffen, gemeinsame Projekte reiften. In Ginsheim am Rhein eröffnete ich einen kleinen Salon, in dem fortan in heimeliger Atmosphäre Wohnzimmerkultur stattfand. Am 27. Oktober 2007 fand hier die erste Bloggerlesung statt. Hier fand auch die Premierenlesung der von mir herausgegebenen Blog-Anthologie “6 Herrengedecke und ein Sessel aus Plüsch” statt.
Die Kauffrau
Ich hab tatsächlich auch einen Beruf erlernt: Bürokauffrau. Ich weiß also, wie man Bleistifte anspitzt und Kaffee kocht. Und nach einem kurzen Ausflug in das Studium der Wirtschaftswissenschaften wusste ich auch, wie man kalkuliert und Bilanzen liest. Nach siebzehn Jahren im hessischen Exil kehrt ich in die Heimat zurück und stieg ins elterliche Unternehmen mit ein. Der kleine Handwerksbetrieb hatte große Pläne: Neubau einer 1.000 Quadratmeter umfassenden Produktionshalle (Förderprogramm Marktstrukturverbesserung), Umzug der bestehenden Großküche und, was allerdings nie geplant war, Durchleiden und Überstehen der ärgsten Unternehmenskrise seit der Gründung im Jahre 1926. Im Jahre 2011 geriet unsere Fleischerei unberechtigterweise in den Verdacht, für etliche EHEC-Erkrankungen im Kreis verantwortlich zu sein. Um der Hetzjagd der Behörden zu entgegnen, startete ich eine Öffentlichkeitskampagne, die so noch nie von einer kleinen Fleischerei geführt wurde. Über Webseite, Facebook, Twitter, Radio, Fernsehen und Presse informierte ich die Öffentlichkeit, was tatsächlich in dem für zwölf Tage komplett geschlossenen Betrieb vor sich ging. Ein Krimi, den ich so nie hab schreiben wollen. Aber auch hier wurde die Journalistin in mir wach. Zur Kauffrau ward ich nicht geboren. Im Jahr 2013 verließ ich das Unternehmen und setzte meinen Werdegang als Journalistin fort. Ich nannte mich fortan Fachjournalistin für das Fleischerhandwerk, denn der Branche blieb ich treu.
Die Chefredakteurin
Im Frühjahr 2016 klopfte es an meine Tür. Mir wurde ein Projekt vorgestellt, das wie geschaffen für mich schien. Ein Startup, ein Online-Portal, ein Projekt, bei dem es vor allen Dingen um gutes Fleisch geht: BBQ.LOVE. Ich stieg mit ein. Mit dem Onlinegang im November 2016 wurde ich Chefredakteurin von BBQ.LOVE. Vor allem im BBQ.LOVE Magazin könnt Ihr nun lesen, was ich so in der Barbecue-Welt erlebe.