Digitale Welten, Fleischerhandwerk

Blog trifft Gastro 2014 oder, wenn Grünkohl Bloggeschichte schreibt

Vom 24. bis 26. Januar fand in diesem Jahr das Bloggertreffen “Blog trifft Gastro” statt. Eingeladen zu diesem genussvollen Beisammensein hat Ludger Freese, weltbester Social-Media-Metzger aus Visbek. Also trudeln wir uns zusammen. Einer nach dem anderen. Ich komme leider erst am Samstag im sibirischen Visbek an, zu verschneit und zugeeist waren Flüsse, Felder und Gebirge, die ich zu überqueren hatte. Einer inneren Eingebung sei Dank, dass ich beim Verlassen meines Hauses noch Mütze und Schal einpacke. Nachdem ich also die Stadtgrenzen von Visbek erreicht und im Hotel eingecheckt habe, stapfe ich durch die gefrorene Luft in Richtung Fleischerei Freese und Restaurant Essideen. Der Rest der noch unbekannten Truppe ist im Städtchen unterwegs und lässt sich gerade (wie ich über Facebook erfahre) in einer Kirche heilig sprechen. Ich spreche wenige Minuten später Ludgers Ehefrau Carola heilig, denn sie reicht mir einen heißen, köstlichen Kaffee. Ich poste den duftenen Kaffee sofort in Richtung Kirche zu Ludger.

Im Visbeker Heimatmuseum sollen sich die Genussblogger um 16 Uhr zwecks Aufwärmung und Verzehr von Kaffee und Kuchen einfinden. Dort soll ich sie dann endlich treffen, die Herren und Damen mit denen ich, was ich aber zu dem Zeitpunkte natürlich noch nicht weiß, einen Abend der ganz besonderen Art werde verbringen dürfen. Aber erst einmal Kaffee und Kuchen. Wir sind ja Genießer. Anschließend darf ich sogar im Freese-Mobil zurück ins Restaurant Essideen fahren. Hier heißt es dann warten auf den Rest der Truppe, der noch einen Umweg über’s Hotel macht. Ludger macht mit mir noch eine kleine Betriebsführung. Ich stelle fest, dass es vor Jahrzehnten wohl nur einen einzigen Fliesenhersteller in unserer Republik gegeben haben muss, denn diese mattgelben Hochkantfliesen hängen so ziemlich in allen mir bekannten Produktionsstätten, so sie denn nicht jüngst eine Renovierung erfahren haben.

Die ersten Grünkohljünger treffen im Restaurant ein. Ein Grünkohlgang steht uns bevor. Oder auch Kohlgang. Oder Pinkelgang. Ich entscheide mich für Grünkohlgang. Ein Wort, das in mir die wahrscheinlich noch richtigsten Assoziationen hervor ruft. Denn tatsächlich habe ich keine Ahnung, was nun folgen soll. “Warm anziehen” lautet die Anweisung für dieses Unterfangen. Warm angezogen bin ich. Pullover, Strickjacke, Felljacke, Schal, Mütze, Wanderschuhe. Dann kommt er plötzlich um die Ecke, Ludger Freese, weltbester Social-Media-Wanderführer aus Visbek. Mit Bollerwagen. Darin: Glühwein. Ein erlauchtes Aaaaahhh geht durch die Runde, was schon wenig später, als wir in die Kälte hinaus treten, zu einem eingeschüchterten Oooohhhh verhallen soll. Der Bollerwagen rumpelt lauter als wir zittern. Fünfhundert Meter sind geschafft. Wir müssen rasten und Glühwein trinken. Nie war das Gesöff, was ich sonst nie und nimmer anrühre, köstlicher.

Es folgt ein 300 Kilometer-Marsch durch die niedersächsische Tundra. Der Glühwein vermehrt sich auf wundersame Weise und die Kannen werden nie leer. Je öfter wir anhalten, desto voller werden sie. (Die Kannen, bitteschön, ja.) Endlich Licht in der Dunkelheit. Die Schritte werden schneller. Der Atem flacher. Das Bollern des Bollerwagens lauter. Die Lichter sind echt. Keine Glühwein-Morgana. Wir sind am Ziel. Wir betreten einen festlich geschmückten Saal, wie er für Queen Elizabeth und die gesamte britische Thronfolgerschaft nicht hätte festlicher geschmückt sein können. Roter Samt fließt über die elegant geschwungenen Stuhlreihen, kostbarer Damast ziert die Tische und prachtvolle Lüstern blinken von den hohen Decken herab. Schon fühle ich mich in Seide gehüllt und mit zartesten Schühchen an den Füßen. Wir schreiten durch den noch leeren Saal und werden vom Hausherrn an den Tisch geführt.

Während meine eingefrorene Nase auftaut, füllt sich der Saal mit Menschen. Getränke werden an den Tisch gebracht. Unentwegt. Pausenlos. Alles umsonst. Flaschen mit farbigen Inhalten. Kisten mit kleinen Flaschen. Dann zieht langsam der Duft nordischer Köstlichkeiten durch die Luft. Teller um Teller, Schüsseln um Schüsseln werden an die Tische getragen, die sich kurz darauf unter der Last verbiegen. Wir langen zu. Wir haben uns das verdient. Was jetzt folgt, wird als das leckerste Grünkohlessen in die Bloggeschichte eingehen.

Die weiteren Ereignisse dieses Abends werde ich nur in das geheime BlogtrifftGastro-Tagebuch schreiben. Denn das Getöse, was sich fortan in diesem Saal der Genüsse erhebt, vermag zarte Leseohren zu sehr zu schädigen. Es würde sowieso niemand verstehen, warum urplötzlich Männer und Frauen mit Kronen auf den Köpfen die Tanzfläche stürmen und wilde Bewegungen machen. Es würde auch niemand verstehen, warum zu sehr später Stunde die bekanntesten Genussblogger der deutschen Bloglandschaft, einschließlich des bekanntesten Social-Media-Tänzers, Ludger Freese, den ganzen Saal rocken. Schweigen wir also und spielen in Gedanken Luftgitarre. Irgendwann bringt mich ein Taxi unter eine Bettdecke mit echten Daunen. Ich schlafe.

Der nächste Morgen ist ein Morgen des Abschieds. Tränen wässern den Boden des Restaurants Essideen. Und wieder ist es Ludger Freese, der weltbeste Social-Media-Einkocher, der uns mit köstlichen Kreationen aus seiner Küche überrascht. Ein Lunchpaket der Extraklasse für einen jeden von uns. Wir, die wir uns fast alle vorher nie begegnet sind, und jetzt auf ewige Zeiten im Grünkohl vereint sind. Im Grünkohl, der Bloggeschichte schreibt.

Dank an alle, die dabei waren. Und Dank an den weltbesten Social-Media-Gastgeber, Ludger Freese.

Weitere Berichte über Blog trifft Gastro 2014 gibt es hier:
Ludger Freese: Das Bloggertreffen – ein Rückblick
Theo Huesmann: Das war Blog-trifft-Gastro 2014 bei Freese in Visbek
Thorsten Sommer: Blog-trifft-Gastro 2014 – ein Rückblick
Sonja Wurth: Schön war’s
Thomas Lippert: Blog trifft Gastro 2014 in Visbek

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